Therapieübersicht Kinder

Sprachstörungen

Unter einer Sprachentwicklungsstörung (SSES) versteht man eine Abweichung von der normalen Sprachentwicklung. Das Kind fängt z.B. verspätet an zu sprechen, spricht oft so undeutlich, dass es von seiner Umgebung nicht verstanden wird und kann häufig selbst Sprache nicht gut verstehen. Dies kann auch zu Auffälligkeiten im Spiel- und Sozialverhalten führen.

Störungen des Lautsystems

Eine Störung des Lautsystems liegt vor, wenn ein Kind nicht in der Lage ist, Laute korrekt zu artikulieren, die es in seinem Alter können sollte. Die Kinder entwickeln ein eigenes phonologisches System, in dem es z.B. zu Ersetzungen („Taffee“ statt „Kaffee“) oder Auslassungen („B_ume statt „Blume“) von Lauten kommt.

Störungen des Wortschatzes und der Wortfindung

Der aktive Wortschatz des Kindes ist gering. Es kann viele Dinge noch nicht benennen oder verwendet stattdessen Ersatzausdrücke wie „das da“. Das Defizit kann sich dabei auf alle Wortarten beziehen (Nomen, Verben, Adjektive, usw.). Ursache dieser Störung kann z.B. die mangelnde Fähigkeit der Speicherung und des Abrufs von Wörtern aus dem sprachlichen Gedächtnis des Kindes sein.

Störungen des Satzbaus und der Grammatik

In der Sprachentwicklung verwendet ein Kind normalerweise nicht sofort korrekte lange Satzgebilde, sondern verkürzt und vereinfacht Sätze und Wortformen. Mit etwa 4 Jahren sollten Kinder jedoch überwiegend grammatikalisch korrekt sprechen. Beim Dysgrammatismus liegt eine Störung und/oder Verzögerung der grammatikalischen Entwicklung vor.
Fehler können auftreten im Satzbau (z.B. „ich Auto fahren“, „Peter mir Ball weggenommen hat“), bei der Wortbildung („ich bin gelauft“ „er habt“), Pluralformen („Krokodils“), der Artikelwahl („die Tisch“, „der Fenster“) oder der Nebensatzbildung („Ich bin müde wegen ich hab schlecht geträumt“).

Sprach- und Sprechstörungen im Zusammenhang mit geistigen und körperlichen Behinderungen

Angeborene oder erworbene Behinderungen können dazu führen, dass Sprache nicht oder nur eingeschränkt erworben werden kann. Meist sind dabei alle Bereiche der Sprache betroffen (Wortschatz, Grammatik, Artikulation, Sprachverständnis).
Sprachtherapie fördert in diesem Fall das Kommunikationsvermögen auf vielen Ebenen. Die Kinder lernen so den bestmöglichen Austausch mit der Umwelt – ein wichtiger Beitrag zum Erreichen eines selbstbestimmten Lebens. In manchen Fällen ist es sinnvoll, alternative Kommunikationsmöglichkeiten („Unterstützte Kommunikation“) einzusetzen.

Störungen der Kommunikation

Ein entscheidender Schritt der Sprachentwicklung besteht darin, dass das Kind im Kontakt mit der Bezugsperson erlebt, was Sprache ist und kann. Nimmt ein Kind Sprache nur als „Begleitmusik ohne Bedeutung“ wahr, kann es Sprache nicht erwerben, es entsteht eine tiefgreifende Störung der Kommunikation.
 
Mutismus

Mutismus bezeichnet ein teilweises oder vollständiges Verstummen, das emotional bedingt ist. (lat. mutus = stumm). Die Sprachentwicklung ist weitgehend abgeschlossen und die Mund- und Zungenbeweglichkeit sind fehlerfrei.

Unter selektivem Mutismus versteht man eine auf bestimmte Situationen und /oder Personen beschränkte Sprachlosigkeit.

Störungen des Schriftspracherwerbs

Lese-Rechtschreibschwäche (LRS)
Kinder mit einer Lese-Rechtschreibschwäche sind im Erwerb der Schriftsprache und der Lesefähigkeit beeinträchtigt. Diese Schwäche ist nicht durch intellektuelle, kulturelle oder emotionale Faktoren zu erklären. Ursache für eine LRS kann eine nicht überwundene Sprachentwicklungsstörung sein, die insbesondere das Lautsystem (siehe phonologische Störung), den Wortabruf und das verbale Kurzzeitgedächtnis betreffen.

Sprechstörungen

Störungen der Artikulation

Bei einer reinen Artikulationsstörung kann ein Laut nicht oder nicht korrekt gebildet werden. Ein typisches Beispiel hierfür ist der Sigmatismus interdentalis („Lispeln“), bei dem der S-Laut mit der Zunge zwischen den Zähnen gebildet wird.

Störungen der willkürlichen Sprechmotorik (Entwicklungsdyspraxie)

Bei der Entwicklungsdyspraxie  ist die Planung und Ausführung von Sprechbewegungen betroffen. Diesen Kindern fällt es schwer,  Laute willkürlich zu bilden und sie zu Silben und Worten zu verbinden. Das Sprechen ist häufig von Suchbewegungen der an der Artikulation beteiligten Organe begleitet. Die motorischen Bewegungsabläufe können nicht oder nur schwer im Gehirn abgespeichert bzw. abgerufen werden. 
Die Entwicklungsdyspraxie geht häufig mit einem verspäteten Sprechbeginn einher. Das Sprachverständnis ist wesentlich größer als der aktive Wortschatz.

Störungen des Redeflusses

  • Stottern
    Wenn Kinder stottern, können folgende Symptome auftreten:

    • Wiederholungen
    • Dehnungen
    • Blockierungen

Ebenso kann es zu Begleitsymptomen wie unwillkürlichen Mitbewegungen oder dem Abbrechen des Blickkontaktes kommen.
Stottern kann in der Intensität stark schwanken.
Die Therapie kann die Symptome mindern, indem sie die Angst vorm Stottern nimmt und Sprechtechniken anbietet, die das Sprechen erleichtern. Die Angehörigenberatung spielt eine große Rolle.

  • Poltern

    Hierbei handelt es sich um eine Redeflussstörung mit schneller, überhasteter Sprechweise. Typischerweise kommt es zu einer undeutlichen Aussprache, hohem Sprechtempo und „Verschlucken“ von Silben.

Sprechstörungen im Zusammenhang mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Segel-Spalten

Eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte gehört zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen. Durch Erbanlage oder Infektionen kommt es während der Schwangerschaft zu einer Fehlbildung beim ungeborenen Kind. Lippen, Kiefer, Gaumen bzw. Gaumensegel schließen sich während der vorgeburtlichen Entwicklung nicht oder nicht vollständig. Die so entstandenen ein- oder beidseitigen Spalten können häufig nach und nach operativ verschlossen werden.

Durch die Spaltbildung kann es zu Beeinträchtigungen der Lautbildung, der Sprechatmung, des Stimmklangs (Näseln) und zu Hörstörungen kommen. Ebenso kann  das Essen und Trinken des Säuglings betroffen sein.

Stimmstörungen

Stimmstörungen / Atemstörungen

Eine kindliche Stimmstörung liegt vor, wenn Symptome wie Heiserkeit, Räuspern, monotones Sprechen längere Zeit andauern. Infolge von häufiger Überanstrengung der Stimme können organische Veränderungen auftreten. Bei Kindern spricht man hier von sogenannten ‚Schreiknötchen‘.
In der Stimmtherapie lernen Kinder, so mit ihrer Stimme umzugehen, dass sie gesundet und allen Anforderungen eines Kinderlebens gewachsen ist.
Stimmstörungen stehen oft im Zusammenhang, z.B. bei Asthma bronchiale.
In der Therapie kann eine gute Atemtechnik erlernt werden, die sowohl das körperliche Wohlbefinden als auch die Stimmqualität verbessert.

Näseln (Rhinophonie)

Durch organische Veränderungen (z.B. Polypen, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten) oder funktionelle Veränderungen (falsche Sprechgewohnheiten, Dauerschnupfen) im Nasen-Rachenraum stellt das Gaumensegel entweder einen zu schwachen oder zu starken Abschluss zwischen Nasenraum und Rachenraum her. In beiden Fällen kommt es dabei zu Veränderungen des Stimmklangs und/oder der Laute – dem Näseln. Neben operativen Eingriffen führt die logopädische Therapie zur Verbesserung des Stimmklangs.

Schluckstörungen

Störung des Schluckmusters und der Mundmuskulatur (myofunktionelle Störungen)

Hierbei liegt ein Ungleichgewicht der am Sprechen und Schlucken beteiligten Muskelgruppen im Mund- und Gesichtsbereich vor.
Sind einzelne Muskeln im Mund- und Gesichtsbereich zu stark oder zu schwach ausgebildet, kann dies zu einem falschen Schluckmuster führen. Die Zunge wird beim Schlucken gegen oder zwischen die Zähne gepresst. Durch ein falsches Schluckmuster können Zahnstellungsfehler entstehen, die kieferorthopädisch behandelt werden müssen. Durch eine solche Störung kann es auch zu Artikulationsproblemen (z.B. Lispeln) kommen.

Schluck- und Fütterstörungen

  • Schluckstörung
    Kinder können von Geburt an oder krankheitsbedingt Probleme mit dem Schlucken haben. Der Ablauf des Schluckens ist gestört, sodass es zum Verschlucken, Husten oder Erbrechen kommen kann. Dies kann sowohl während des Essens und Trinkens auftreten, als auch danach. Dabei besteht die Gefahr, dass Nahrung, Flüssigkeit oder Speichel in die Atemwegen gelangt (Aspiration).

  • Fütterstörung
    Kann ein Säugling oder ein Kleinkind über mehrere Wochen nicht ausreichend Nahrung zu sich nehmen, wird von einer Fütterstörung gesprochen. Zum Beispiel eine Saugschwäche / Trinkschwäche bei Frühgeborenen, die per Sonde ernährt werden, kann die weitere Entwicklung des Ess- und Trinkverhaltens beeinflussen. Wahrnehmungs- und Sensibilitätsstörungen im Mundbereich können dazu führen, dass Kinder Essen oder Trinken ablehnen und die Ernährung zum belastenden Thema für die Familie wird.

Hörstörungen

Periphere Hörstörung

Bei einer peripheren Hörstörung können Geräusche und Sprache vom Ohr nicht richtig aufgenommen werden, weil  Mittel- und/oder Innenohr geschädigt sind. Das betroffene Kind kann nicht richtig hören. Ursachen können Geburtsschäden, erbliche Ursachen, Fehlbildungen oder Erkrankungen sein. Periphere Hörstörungen können auch durch Krankheiten (z.B. Masern) oder häufige zu laute Geräusche entstehen. Zeitweilige Hörstörungen entstehen bei Mittelohrentzündungen durch Verlegung des Mittelohrs durch Sekret.
Hörstörungen beeinflussen die Sprachentwicklung, sie verläuft dann verzögert bzw. unvollständig.

Auditive Wahrnehmungsstörung

Im Gegensatz zur peripheren Hörstörung kann das Kind alle Geräusche und Sprachlaute richtig aufnehmen, das periphere Hören (die Reizweiterleitung im Ohr) ist intakt. Geräusche und Laute werden jedoch im Gehirn nicht richtig verarbeitet.
So kann es zu Störungen in verschiedenen Teilbereichen kommen. Kinder sind teilweise sehr schreckhaft bei lauten Geräuschen, können nicht hören, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt oder können sich Gehörtes nicht gut merken. So kann ein Auftrag wie „Bring die Tasse und die Flasche“ zu lang sein und das Kind kann sich nur einen Teil merken (es bringt z.B. lediglich die Tasse). Für einige Kinder hören sich ähnlich klingende Wörter (z.B. Kanne – Tanne) gleich an.
Dies kann Auswirkungen auf die Aussprache, das Sprachverstehen und das Lesen und Schreiben lernen haben.

Info & FAQ

Praxis für Atem-, Stimm- und Sprachtherapie Sonja Bielefeldt-Bölk & Ulrike Schäfer

Sie erreichen uns unter:
Telefon: 04101 – 514153
Fax: 04101 – 590636

E-Mail: info@logopaedie-in-pinneberg.de

Die logopädische Therapie wird Ihnen oder Ihrem Kind vom behandelnden Arzt verschrieben. Hat der Arzt oder die Ärztin einen logopädischen Bedarf festgestellt und eine Sprech-, Sprach-, Stimm- oder Schlucktherapie verordnet, melden Sie sich telefonisch (ein Anrufbeantworter ist immer eingeschaltet) oder persönlich in unserer Praxis an. Im ersten Termin lernen Sie die Praxis kennen, eine Therapeutin bespricht mit Ihnen den Behandlungsablauf und erstellt einen individuellen Therapieplan.

Folgende Ärzte können einen Bedarf feststellen und eine Verordnung ausstellen:

  • HNO-Ärzt/innen
  • Kinderärzt/innen
  • Phoniater/innen
  • Pädaudiolog/innen
  • Kieferorthopäd/innen
  • Neurolog/innen
  • Hausärzt/innen

Die logopädische Behandlung von Sprach-, Sprech-, Schluck-, Stimm-, und Hörstörungen ist als Heilmittel Bestandteil der medizinischen Grundversorgung. Hierfür wird eine ärztliche Verordnung benötigt. Die Kostenübernahme erfolgt durch die Krankenkassen. Patient/innen ab 18 Jahre müssen einen Eigenanteil von 10 {add2ba07c7478029fd85e33b8f77362ddc05ba790059f02a6343964ca24f898a} plus einer Verordnungsgebühr von 10 € selbst übernehmen. Kinder sind von der Zuzahlung befreit.

Die Dauer einer Therapiesitzung beträgt in der Regel 45 Minuten, in manchen Fällen auch 30 oder 60 Minuten. Sie findet je nach Art und Ausmaß der Störung ein- bis mehrmals wöchentlich statt. Die Therapie kann nach wenigen Sitzungen abgeschlossen sein, aber sich auch über einen längeren Zeitraum erstrecken. Die Therapie wird als Einzel- oder Gruppentherapie durchgeführt.

In der Regel findet die Therapie in den Praxisräumen statt, kann aber bei Bedarf und entsprechender medizinischer Indikation auch als Hausbesuch durchgeführt werden (z.B. im häuslichen Umfeld, im Alters- und Pflegeheim, im Kindergarten etc.).

Wir bemühen uns, die Wartezeiten möglichst gering zu halten. Normalerweise können wir einen Einzeltermin für die Diagnostik und Beratung innerhalb von 14 Tagen vergeben. Für einen festen Therapieplatz müssen Sie je nach Störungsbild, Therapieform und Ihrem Terminwunsch evt. mit Wartezeiten rechnen. Die aktuellen Wartezeiten erfragen Sie bitte telefonisch.


Da die Nachmittagstermine bei Schulkindern und berufstätigen Erwachsenen besonders gefragt sind, ist die Warteliste für diese Termine in der Regel  länger.  Aus diesem Grunde sollten Kindergarten- oder Vorschulkinder möglichst vormittags zur Therapie kommen. In dringenden Fällen sind natürlich auch Ausnahmen möglich.

Auf unserem Hof vor dem Haus gibt es 10 Parkplätze.

Wenn der Arzt oder die Ärztin einen Hausbesuch verordnet, kommen wir gerne zu Ihnen nach Hause.

Kontaktieren Sie uns